Die Jäger in der Bleifrei-Falle
vom Generalsekretär der IWÖ Dr. Georg Zakrajsek
In unserer Gesellschaft haben die Jäger nicht besonders viele Freunde. Die meisten Lehrer – vor allem die Lehrerinnen – sind gegen die Jagd, die meisten Politiker sind gegen die Jagd und die Journalisten sowieso.
Das Image der Jäger ist also nicht gut. Wir alle wissen das und wir leiden darunter. Unsere jagdlichen Funktionäre wissen das auch und versuchen mit großem Engagement da gegenzusteuern. Nützt leider nicht viel.
Die Veranstaltung von Jägerbällen, die Wildpret-Kochkurse, die Schulausflüge in Wald und Natur, die Putzaktionen im Revier – all das ist recht schön und gut. Aber ein versehentlich erschossener Adler, eine beim Wildern ertappte Samtpfote, ein Schmusehund, dem das Handwerk beim gerissenen Reh gelegt wird, macht das alles mit einem Schlag wieder zunichte.
Was kann man sonst noch tun? Wie kann man die Jäger aus dieser Situation herausbringen? Dem Jäger ein naturschützerisches Image verpassen?
Der Köder ist ausgelegt: Es ist die Bleifrei-Geschichte.
Blei ist giftig, Bleischrot ist giftig, Büchsengeschosse aus Blei sind auch giftig. Also nur weg mit dem Blei und auf einmal steht der Jäger wie durch ein Wunder als ökologischer Heiliger da, als Naturschützer, als hehrer Vorkämpfer für eine gesunde Umwelt.
Diesen Köder haben die Jäger gefressen und sie sind sehenden Auges in diese geschickt aufgestellte Falle getappt. Tatsächlich waren das nicht die Jäger selber, es waren die jagdlichen Funktionäre, denen das passiert ist und wie es aussieht, folgen die Jäger ihren Obrigkeiten wie die Lemminge in das sichere Desaster.
Die Sache ist bereits ziemlich verfahren und der entstandene Schaden wahrscheinlich nicht mehr gutzumachen.
Was aber ist wirklich dran an der Bleifrei-Hysterie?
Entstanden ist das Ganze, wie so vieles andere auch in Amerika. Man hat dort die Weißkopfseeadlerpopulation untersucht und eine Studie ist zu folgendem Schluss gekommen: Die Wasservögel nehmen das Bleischrot auf, werden dann von den Adlern gefressen und das Blei vergiftet dann diese Greifvögel. Weit hergeholt und wirklich schlüssig ist das nicht. Macht aber nichts. Es hat natürlich auch niemand gefragt, warum dieser Mechanismus der Vergiftung erst jetzt entdeckt worden ist, wo doch seit Jahrhunderten mit Bleischrot gejagt wird.
Spielt alles keine Rolle und ob das wirklich so ist, interessiert längst niemanden mehr. Man hatte aber endlich eine schlagende Argumentation gegen die Jagd in der Hand.
Der Jäger schießt mit Blei und ist daher der entlarvte Bösewicht. Und wenn man das Blei verbietet, schädigt man die Jagd. Das allein war der Grund für diese Strategie.
In Europa ist das mit großer Begeisterung aufgenommen worden und leider haben dabei die jagdlichen Funktionäre blauäugig mitgespielt.
Das Verbot der Jagd auf Wasserwild mit Bleischrot war der Anfang. Das ist bei uns schon umgesetzt.
Ein totaler Fehlschlag, das weiß jeder Jäger, der bereits mit Stahlschrot (richtiger Eisenschrot) gejagt hat, jagen musste. Die Tötungswirkung von Eisenschrot ist schlecht. Man muss stärker laden, eventuell das Kaliber vergrößern, die Gewehrläufe umkonstruieren oder ein neues Gewehr kaufen. Und trotz all dieser Maßnahmen verludert das beschossene Wild. Natürlich wissen sich die Jäger zu helfen und verwenden weiter heimlich die verpönte Munition, zum Herzeigen hat man eben zwei „korrekte“ Patronen eingesteckt. Ein untragbarer Zustand.
Die Diskussion um das Eisenschrot wird aber nicht mehr geführt. Schweigen im Wald und auf der Heide. Ein jeder hält seinen Mund und von den Funktionären, die so begeistert für dieses Verbot eingetreten sind, hört man nichts mehr. Das verwundert nicht, denn wie so eine echte, unvoreingenommene Diskussion ausgehen würde, weiß ein jeder.
Jetzt aber sind die Büchsengeschoße an der Reihe
Das Schrot ist anscheinend schon vergessen – jetzt geht es gegen diese Geschoße. Sicher gibt es Büchsengeschoße aus anderem Material, die auch in gewissen Bereichen ganz gut wirken. Aber ein Manko bleibt – das geringere Geschoßgewicht. Mag die Leistung (Aufpilzverhalten, Restgeschoßenergie) auf bestimmte Distanzen befriedigend gewährleistet sein, bei anderen, weiteren oder kürzeren Entfernungen passt es schon wieder nicht so gut.
Die Nachteile der Nicht-Bleigeschoße bleiben: mangelnde Energie im Ziel, unkontrolliertes Abprallverhalten (da wird es noch interessante Jagdunfälle geben), Laufverschmierungen, andere Erfordernisse an die Laufgeometrie.
Schon liefern manche Waffenfabriken sogenannte Bleifrei-Läufe, die all diese Probleme beherrschen sollen. Das heißt aber nichts anderes, als dass man umrüsten muss, entweder einen anderen Lauf oder gleich eine neue Waffe kaufen. Ein gutes Geschäft für die Erzeuger. Warum man dann aber nicht gleich bei der bewährten Munition bleiben kann – diese Frage wird gar nicht mehr gestellt.
Das Ganze wird auf dem Rücken der Jäger ausgetragen. Wie es scheint, sind diese den Strategien ihrer Funktionäre auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und nicht nur die Jäger sind die Leidtragenden: auch unser jagdliches Wild ist davon betroffen. Die weidgerechte Tötung, das schnelle effektive Erlegen wird überhaupt nicht mehr diskutiert, das kümmert wie es scheint, keinen dieser Bleifrei-Propagandisten.
Zusammenfassung
Fassen wir also zusammen: Es besteht überhaupt kein zwingender Anlass, das Blei zu verbieten. Seit Jahrhunderten wird mit Blei gejagt, weder von Vergiftungen der damit beschäftigten Jäger oder der Wildkonsumenten ist je etwas bekannt geworden. Eine Schädigung der Umwelt ist ebenfalls weder aufgetreten oder nachgewiesen.
Blei ist giftig, das stimmt, aber die Giftigkeit dieses Elements ist schwach und leicht beherrschbar. Man denke auch daran, dass in Städten wie Wien in vielen alten Häusern immer noch Wasserleitungen aus Blei existieren. Auch hier sind keine Gesundheitsgefährdungen bekannt geworden.
Die Bleihysterie ist politisch gesteuert. Man hat hier einen zusätzlichen Angelpunkt gefunden, der Jagd dramatischen Schaden zuzufügen.
Aber nicht nur die Jagd ist gefährdet: Als nächstes kommen nämlich die Sportschützen dran, sie wissen es bloß noch nicht. Die meistverschossene Sportpatrone ist die .22lr, ein reines Bleigeschoß, das aber nicht substituiert werden kann. Die meisten Schießstände sind für die Verwendung von Bleigeschoßen zugelassen und ausgerichtet. Wird auch hier das Bleiverbot schlagend, müssten alle diese Schießanlagen umgerüstet werden. Damit aber ist das Sportschießen ebenfalls erledigt. Und genau das ist das Ziel der politischen Gruppierungen, die sich so für das Bleiverbot einsetzen.
Die Jäger sitzen also in der Bleifrei-Falle. Wie es scheint, werden sie nicht mehr herauskommen. Den Bleiverbotsphantasien hätte man entgegentreten sollen, so lange noch Zeit dazu war. Das wurde sträflich versäumt und die Funktionäre der Jäger haben ihre eigenen Mitglieder verraten und bei diesem schändlichen Spiel willig mitgespielt.
Es liegt jetzt an uns, Widerstand zu leisten, an uns, an den Jägern, die mit dem Bleifrei-Wahnsinn täglich zurechtkommen müssen. Auf unsere Obrigkeiten können wir uns nämlich nicht mehr verlassen.
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