Gedanken zum Medienrummel über die Jagd
Vorweg: Dies ist meine persönliche Meinung, und es wird sicher eine ganze Menge selbst ernannter „Fachleute“ geben, die eine andere, entweder politisch gefärbte, oder gerade „in-seiende“ Meinung vertreten. Denen sei eingangs gesagt: Jagd war schon in der Urzeit der Menschheit ein Bestandteil unserer Kultur. So wie der Bauer sät und erntet, so hegt der Jäger und entnimmt dem Wildstand jene Stückzahl, die ein zu viel bedeutet. Leider ist es sehr schwer, einem Nichtjäger die Jagd verständlich zu machen. Ich würde versuchen, es so zu definieren: Es ist als würde man versuchen, einem Blinden den Begriff Farbe zu definieren!
Nicht alle Jäger sind reiche, „elitäre“ Jäger, wie die in den Medien viel zitierten Adeligen oder Industriemagnaten. Die meisten Jäger sind Menschen wie du und ich, also Arbeiter, Ange-stellte, Bauern, Selbständige usw. Allen gemeinsam aber ist die Liebe zur Natur und zur Jagd. Gewiss, das Jagen hat seinen Preis, aber ist z.B. das Sammeln von Münzen oder Briefmarken billig? Zumindest halten wir Jäger uns bei jedem Wetter im Freien auf, und ist das nicht gesünder als die Stubenhockerei?
Sicher sind wir Jäger nicht die alleinigen Herren in unseren Pachtrevieren (nur wenige können sich über eine ihnen gehörende Eigenjagd erfreuen). Alle Freizeitaktivisten sind im Wald willkommen, wenn sie sich an gewisse Spielregeln halten. Wir alle sind nur Gäste in der Natur und sollten uns demensprechend verhalten! Muss man unbedingt in der Morgen- oder Abenddämmerung, wenn das Wild zur Äsung austritt -allenfalls noch lärmend oder mit Stirnlampen- quer durchs Revier joggen, oder abseits der erlaubten Wege die grenzenlose Freiheit beim Mountainbiken ausleben? Es gibt nur ein Miteinander und nicht ein Gegen-einander! Ich habe aber kein Verständnis für jene „Naturliebhaber“, die abseits einer Piste ihrem Schi- oder Snowboardvergnügen nachgehen, mit den Stahlkanten Jungbäume beschädigen (das kann man nicht als Wildverbiss entschuldigen). Abgesehen von der Beunruhigung des Wildes, das gerade in der Winterzeit seine energiesparende Ruhe benötigt, werden Dutzende freiwillige Helfer in Lebensgefahr gebracht, wenn sie die Unbelehrbaren aus einem losgetretenen Schneebrett bergen müssen.
Jagd ist beileibe nicht nur Schießen, es ist Schauen, Erleben, die Natur genießen. Wir Jäger waren schon grün, als von Grünparteien und selbst ernannten „Naturschützern“ noch keine Rede war. Heute werden bei uns von „Experten“ Wildarten wegen der Artenvielfalt ein-gesetzt, die im heutigen Kulturraum keinen Platz mehr finden. Schlagwort: natürliche Reduktion des Wildstandes (und damit auch des frei weidenden Nutzviehs) durch Luchs, Bär, Wolf usw. Ich warte nur auf den Tag an dem eine besorgte Bärenmama ihre Jungen gegen einen harmlosen Schwammerlsucher oder Wanderer zu beschützen versucht, der versehentlich in ihr Revier eingedrungen ist. Die Schlagzeilen in den Medien „wütende Bärin verletzt arglosen Spaziergänger usw.“ sehe ich schon vor mir, und dann werden die „bösen“ Jäger dazu verdonnert werden, die „gefährliche Bestie“ zu erlegen, jene Jäger, die man sonst so gerne als Bambimörder bezeichnet.
Oder das Problem mit den wieder ausgesetzten Bibern, die so überhandgenommen haben, dass sie durch Aufstauen von Wasserläufen und Fällung von Obstgehölzen und Nutzholz-bäumen einen großen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Da sie derzeit komplett geschont sind, will man sie wieder zum jagdbaren Wild machen, damit der „dumme“ Jäger dann den angerichteten Schaden als „Wildschaden“ berappen darf. Aber nicht mit uns! Frei nach Wilhelm Busch: „Man merkt den Zweck und ist verstimmt!“
Die Boulevardpresse war voll von Artikeln über die unerwünschte Wildschweinplage in den Randbezirken Wiens. Müssen sich aber nicht die Bewohner gerade jener Bezirke an der eigenen Nase nehmen, die neben dem Waldrand im schönen Grünen wohnen? Sie haben ja die Schweine geradezu selbst eingeladen, wenn sie die Komposthaufen direkt neben den an den Wald grenzenden Zaun angelegt haben. Dem gute Duft nach Fallobst, Küchenabfällen usw. kann wohl kein Wildschwein widerstehen und der Zaun bietet kein Hindernis, er wird einfach unterwühlt und zerstört. Dass dann auch Blumenzwiebel, Küchenkräuter und Gemüse mit zum Opfer fallen, ist wohl allen klar. Man musste die Jagdvorschriften ändern, (In Wohn-gebieten ruht die Jagd) und eigens geschulte Jäger einsetzen, um der Plage Herr zu werden. Ich selbst würde mich für so eine Jagdtätigkeit nicht hergeben! Wenn bei einer allfälligen Erlegung einer Sau trotz größter Sorgfalt bei der Schussabgabe (Kugelfang usw.) einmal ein Geschoß den Wildkörper durchschlägt und nicht in das Erdreich fährt, sondern auf einen Stein trifft und dadurch abgelenkt an eine Hausmauer klatscht oder gar durch ein Fenster in ein Wohn- oder Schlafzimmer fliegt, was würde dann, wenn auch sonst nichts passiert wäre, in der Presse stehen? „Schießwütiger Jäger ballert im Wohngebiet wild um sich“ und das in jenen Zeitungen, die vehement die Vertreibung und Erlegung der lästigen Sauen durch die „Bambimörder“ gefordert haben.
Apropos: Ich habe noch nie gehört, dass man einen Fleischhauer als Kälbchen- oder Ferkel-mörder bezeichnet hat. Jeder von uns isst gerne sein Sonntagsschnitzel oder seinen Rehrücken oder Schlögel. Wo liegt da der Unterschied? Aber in einer Gesellschaft, in der fast jeder Zusammenhang mit der Natur verloren gegangen ist,(die Milch kommt ja von der lila Kuh und das Fleisch kennen wir nur von der Kunststoffpackung bei Billa oder Hofer) verdrängt man den Umstand, dass der Mensch ein „Allesfresser“ ist. Es ist unbequem zu erkennen, dass das Fleisch, das wir essen, einmal ein lebendes Wesen war, und dass Fleischessen mit dem Tod eines anderen Lebewesens verbunden ist.
Aber zurück zur Jagd! Jagen ist nicht Morden, sondern die Ernte des Überschusses an Wild-bestand und entsprechende Vermarktung des Wildbrets, das im Übrigen das gesündeste Fleisch mit dem geringsten Fettanteil ist. Wenn ich bedenke, wie das Schlachtvieh hunderte Kilometer weit zur Schlachtbank gekarrt wird, dort auf den Tod wartet- das spüren die Tiere durch ihren Instinkt- dann wünsche ich mir, dass es ein Stück Wild wäre. Das Wild wird stressfrei mitten aus dem Leben gerissen, es hört den Schuss nicht mehr. Ich persönlich wünsche mir, wenn es einmal so weit sein muss, genauso einen Tod, ohne Schmerzen und ohne Stress, mitten aus dem Leben. Gewiss, es trifft nicht jede Kugel aus welchen Gründen immer ins Leben. Aber dafür haben wir unseren treuen Gefährten, den Jagdhund, der uns zum kranken Wild führt, damit wir es mit einem gut gezielten Fangschuss erlösen können. Und sie können mir glauben, wer je einmal ein angebleites Stück Wild nachsuchen musste, der wird bei seiner weiteren Jagdtätigkeit umso mehr auf einen sauberen Schuss achten. Wer will schon ein Geschöpf Gottes unnötig quälen? Trotzdem bekenne ich mich zur Jagd! Wer nie früh am Morgen im Revier war, das Erwachen der Natur, das Zwitschern der Vögel und den späteren Austritt des ersten Stückes Wild erlebt hat, der hat meiner Meinung nach den Bezug zur Natur verloren. Darum versuchen wir Jäger auch dem Nichtjäger wieder Verständnis für die Abläufe in der Natur im Jahreswechsel näher zu bringen, damit auch künftige Generationen eine heile Welt erleben können!
Zuletzt noch ein alter Jägerspruch:
Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild. Weidmännisch jagt, wie sich´s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt!
Mit Weidmannsheil
Mag. Georg Brandl Präsident des BÖJV